Die erste Reaktion des Biologen auf diese Frage war ein großes NEIN! Auf keine Fall, wie kann man nur...
Zuerst mal etwas Hintergrundwissen:
Jedes Lebewesen braucht Mineralstoffe, damit die Körperfunktionen richtig ablaufen können. Diese Mineralien sind in Form von Ionen (also geladenen Teilchen) in der Zellflüssigkeit zu finden. Sie finden sich in gebundener Form in Eiweißmolekülen wieder und übernehmen dort spezielle Aufgaben, sind also eigentlich im Körper allgegenwärtig. Jeder kennt den metallischen Geschmack von Blut, der auf das Eisen in den roten Blutkörperchen zurückgeht und welches dabei hilft, Sauerstoff zu transportieren. Neben den Mineralstoffen braucht der Körper Wasser, das ihm zugeführt werden muss. Wir Zweibeiner trinken, unsere Achtbeiner nehmen das "Wasser" eher aus der Luftfeuchtigkeit und über die Nahrung auf.
Destilliertes Wasser ist (bzw. sollte) reines Wasser, also reines H2O, ohne irgendwelche anderen Stoffe darin. Früher haben wir mal gelernt, dass es für uns schädlich ist, destilliertes Wasser zu trinken, weil es dem Körper Mineralstoffe entzieht, bzw. es auf Grund osmotischer Vorgänge zu Schädigungen der Zellen kommen kann. Damit es jetzt nicht zu kompliziert wird:
Wasser kann in die Zellen rein, Mineralstoffe können aber nur sehr schwer raus. Allerdings ist das System bestrebt, sich auszugleichen, also innen und aussen die gleichen Konzentrationen zu schaffen was dazu führt, das viel Wasser in die Zelle strömt und im Extremfall die Zelle zum Platzen bringt. ... wie eine Reife Kirsche nach dem Sommerregen... Daher die erste Ablehnung von destilliertem Wasser für Mensch und Tier.
Jetzt ist es aber so, dass seit Jahren, vor allem in Asien, destilliertes Wasser als Trinkwasser verkauft wird und sich die Erkenntnis durchsetzt, dass das Wasser im Körper recht schnell mit Mineralien angereichert wird und es so nicht zu den osmotischen Effekten kommt. Es scheint also nicht so schädlich zu sein, wie früher immer behauptet. Allerdings ist destilliertes Wasser, nicht gleich destilliertes Wasser. Es kommt ein wenig darauf an, wie es hergestellt wurde. Bei Wasser, das über Ionenaustauscher "destilliert" wurde, findet man keine Mineralstoffe mehr, aber es können Schadstoffe aus dem Ionenaustauscher Harz ins Wasser übergegangen sein. Dem Bügeleisen ist es egal. Unseren Achtbeinern wahrscheinlich eher nicht. Und da es sich bei destilliertem Wasser im Kanister um technisches Wasser handelt, wird es nicht annähernd so gut auf Schadstoffe untersucht, wie unser Trinkwasser. Man kann also nie sicher sein, was alles an schädlichen Substanzen drin ist (oder sein könnte). Mal abgesehen von den ganzen Weichmachern in den Kunststoffkanistern.
Vorteile:
- keine Kalkflecken am Glas
Nachteile:
- teurer als Leitungswasser
- meist sind nur Mineralstoffe entfernt, evt. organische Stoffe trotzdem im Wasser
- ggf. zusätzliche Schadstoffe aus Ionenaustauschern, Kanistern u.s.w.
- hoher Energieaufwand bei der Herstellung von Wasser aus Wasserdampfdestillat
Fazit:
Man kann destillertes Wasser verwenden, aber die Frage ist, was man damit erreichen möchte. Sollen einfach die Kalkflecken am Glas vermieden werden, die durch besprühen entstehen, reicht es vermutlich auch, restliches Wasser aus dem Wasserkocher zu nehmen, das eh immer wieder übrig bleibt. Ich persönlich putze lieber etwas mehr, hab` dafür aber Schadstoffkontrolliertes Leitungswasser, das meinen Achtbeiner und mir nicht schadet.
Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei Jens Pohl, der als Biologe zu diesem Thema Stellung genommen hat bedanken. Ich fand es einfach mal interessant dieses Thema aufzugreifen, da es doch immer wieder für Gesprächsstoff sorgt. Ich denke nach diesem Bericht, kann man sich noch besser ein Bild davon machen, ob man auf destilliertes Wasser zurückgreifen möchte oder nicht.